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Hamburg Drogen

Experte warnt vor Cannabis-Freigabe in der Schanze

Das Kulturzentrum Rote Flora im Schanzenviertel in Hamburg Das Kulturzentrum Rote Flora im Schanzenviertel in Hamburg
Rund um das Kulturzentrum Rote Flora im Schanzenviertel floriert der Cannabis-Handel
Quelle: dpa
Der Cannabis-Handel im Flora- und Schanzenpark floriert zunehmend - nun schlagen Anwohner Alarm und fordern die Legalisierung im Hamburger Szeneviertel. Für Polizei und Suchtexperten keine Lösung.

Um dem zunehmenden Cannabis-Handel im Flora- und Schanzenpark Herr zu werden, fordern Anwohner des Schanzeviertels nun die Freigabe der Droge für ihr Viertel. Der renommierte Hamburger Suchtexperte Rainer Thomasius vom UKE warnt allerdings vor den Folgen: Ein Coffee-Shop in der Schanze sorge lediglich dafür, dass noch mehr Menschen mit der illegalen Droge in Kontakt kommen.

Für die Hamburger Polizei ist die Schanze zudem nicht der einzige prekäre Drogenumschlagsplatz in der Stadt. Brennpunkte seien vor allem der Hansaplatz in St. Georg sowie die Balduintreppe und der Hamburger Berg, beides auf St. Pauli.

Bisherige Versuche haben zu keiner Lösung geführt

Seit Monaten kocht das Thema in dem Hamburger Szeneviertel. Henning Brauer vom Anwohner-Verein Standpunkt Schanze bezeichnet den Flora-Park als „norddeutschen Hotspot für Marihuana".

Am Mittwochabend trafen sich Vertreter des Bezirksamt, der Politik, der Polizei und der Anwohnerschaft zum ersten von drei angesetzten Runden Tischen. Jede Seite legte ihre Position dar, das nächste Treffen ist für Juli angesetzt. „Wir sind uns einig, dass alle bisherigen Versuche zu keiner Lösung geführt haben“, sagt Vorstandsmitglied Brauer. Sein Verein will einen Modellversuch initiieren, der die Abgabe von Cannabis in dem Viertel legalisiert.

Die Stadt Hamburg muss im Bundesrat wirbel machen, damit Bewegung in die Sache kommt.
Henning Brauer, Verein Standpunkt Schanze

Zwar sehe der Koalitionsvertrag (PDF) eine Prüfung solcher Modellversuche vor, das letzte Wort habe aber der Bund. „Die Stadt Hamburg muss im Bundesrat wirbel machen, damit Bewegung in die Sache kommt“, so Brauer.

Für Suchtexperte Thomasius würde eine Cannabis-Legalisierung im Schanzenviertel das Problem lediglich verschärfen und zum Hauptumschlagplatz von Hamburg machen. Er argumentiert, dass sich um einen legalen Coffee-Shop schnell ein illegaler Markt bilde. „Dealer gehen gezielt auf Kinder und Jugendliche zu, da diese vom legalen Handel ausgeschlossen sind.“

Gleiches beobachte man in den Niederlanden oder der US-Hauptstadt Washington, wo der Handel legalisiert wurde. Studien belegten, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei und Konsumenten bald zu härteren illegalen Drogen greifen. Auch dieser Markt würde im Umfeld legaler Abgaben blühen, so Thomasius.

Die Anzahl der Dealer an den Brennpunkten, so auch in der Schanze, liege „im unteren zweistelligen Bereich“, sagte Polizeisprecher Jörg Schröder. Die Drogenhändler seien „sehr mobil, nicht an eine Örtlichkeit gebunden und halten sich teilweise in Personengruppen auf, in denen sie nicht sofort als Dealer erkennbar sind“.

Wie die „Welt“ erfuhr, wird die Szene, insbesondere der Straßenhandel mit Kokain von Schwarzafrikanern dominiert, die teils aggressiv auftreten - auch untereinander: Am Mittwochabend erst musste die Polizei eine Massenschlägerei am Hansaplatz zwischen einem Dutzend Männern schlichten. Die Polizei vermutet einen Verteilungsstreit als Hintergrund.

„Jugendliche kommen leichter an Gras als an Wodka“

Die Jungen Liberalen fordern es schon seit Jahren, nun auch die Mutterpartei. Die FDP fordert die Legalisierung von Cannabis. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der „JuLis“, Sven Hilgers, sagt warum.

Quelle: Die Welt

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